„Smart Country – Basislektüre“. Neue Studien der Bertelsmann Stiftung

Smart Country – Vernetzt.Intelligent.Digital“ – unter diesem Motto verlieh in der letzten Woche die Bertelsmann Stiftung den Reinhard-Mohn-Preis 2017 an den ehemaligen estischen Staatspräsidenten Toomas Hendrik Ilves. Vorausgegangen waren 18 Monate intensiver Recherche, Vor-Ort-Besuche und zahlreicher Expertenmeetings. Ziel war es, Erfolgsfaktoren für die Digitalisierung von Nationen und ländlichen Räumen abseits von Metropolen herauszufiltern.

In diesem Rahmen sind zahlreiche Studien entstanden, die das Thema „Smart Country“ umreißen, mit Leben erwecken und vertiefen. Darüber hinaus wurden zahlreiche Videos mit Experten oder als Länderberichte erstellt.

Basisinformation: Länderberichte und Best Practices

Die grundlegenden Erkenntnisse wurden in der Veröffentlichung Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digitaldargelegt, die auch als e-Book erhältlich ist. Ausgehend von einer Defizitanalyse der deutschen Digitalisierungsbemühungen zeigt die Schrift zahlreiche Best Practices auf, die das Team im In- und Ausland fand. Sie beziehen sich auf wesentliche gesellschaftliche Anwendungen aus den Handlungsfeldern Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Arbeit, Mobilität und Logistik, Gesundheit und Pflege sowie Lernen und Informationen.

Im Mittelpunkt stehen jedoch die Länderberichte über erfolgreiche nationale Digitalisierungsstrategien. Ausgehend von einer längeren Liste erfolgreicher Staaten hat das Team der Bertelsmann Stiftung zusammen mit der Beratungsgesellschaft Prognos zum Schluss vier Länder eingehender untersucht und seine Rechercheergebnisse in Länderprofilen zusammengefasst. Estland zeichnete sich dabei besonders durch einen konsequenten Transformationsweg hin zu einem digitalen Staat aus. In Schweden bereitete eine erstklassige Netzinfrastruktur, die sehr früh auf Glasfaser setzte und die Vielzahl der staatlichen, wirtschaftlichen und kommunalen Akteure in diesen Prozess einbezog, den Boden für die erfolgreiche digitale Transformation. Israel verzeichnet rasantes digitales Wachstum und eine ausgeprägte Start Up Kultur. Neben dem amerikanischen Silicon Valley gehört Israel heute zu den führenden High Tech Regionen. Und schließlich sah sich das Team auch in Österreich um.  Österreich ist seit langem der e-Government Spitzenreiter in Europa durch die konsequente Nutzung digitaler De-Facto Standards.

 

Über diese Ausarbeitung hinaus hat das Team der Bertelsmann Stiftung zusammen mit Dritten Studien vorgelegt, die sowohl die infrastrukturellen Voraussetzungen für Smart Country beleuchten als sich auch mit wesentlichen Handlungsfeldern der Chancen der Digitalisierung befassen.

Welche übergreifenden Studien sind erhältlich?

In der Studie „Ausbaustrategien für Breitbandnetze in Europa“ wird in guter Tradition der Bertelsmann Stiftung die Frage gestellt, was Deutschland vom Ausland lernen kann. Diese Studie wurde vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung erstellt. Hauptergebnis: Da digitale Teilhabe und die Nutzung technologischen Fortschritts von leistungsstarken Infrastrukturen abhängt, ist die Versorgung auch des ländlichen Raums mit Breitband auf Glasfasertechnologie unabdingbar.

Aus diesem Grund braucht Deutschland ein zukunftssicheres leistungsfähiges Glasfasernetz, das schnelle Übertragungsraten im Gigabit-Bereich leisten kann. Eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur ist auch Grundlage für den Ausbau von 5G-Mobilfunknetzen. Damit sie den Datenverkehr für intel-ligente Mobilität und das Internet der Dinge weiterleiten können, müssen die Mobilfunkstationen direkt an das Glasfasernetz angeschlossen sein. Beim Glasfaserausbau hinkt Deutschland jedoch hinterher und ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gerade im ländlichen Raum gravierend unterversorgt.

Damit diese Glasfaser-Infrastrukturziele erreicht werden können, empfiehlt die Studie u.a. ein stärkeres Engagement der Kommunen, Open Access Strategien und neue Ansätze der Partnerschaft zwischen öffentlichen und privaten Partnern.

 

Die Studie „Smart Country – regional gedacht -, die von Thorsten Wiechmann und Thomas Terfrüchte vom Institut für Raumordnung der Technischen Universität Dortmund erarbeitet wurde, empfiehlt, bei Smart Country Digitalisierungsansätzen nicht alles über den großen Kamm zu scheren, sondern eher teilräumliche Besonderheiten stärker zu berücksichtigen. Diese beziehen sich vor allem auf Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Erhaltung/Stärkung der Wirtschaftskraft und der Daseinsvorsorge. Die Dortmunder Forscher nahmen anhand eines Clusteransatzes die Entwicklungschancen von Städten und Landkreisen in Deutschland unter die Lupe. Nunmehr lässt sich jede dieser Gebietskörperschaften einordnen und darauf aufbauend eine regionale digitale Entwicklungsstrategie erarbeiten.

 

Studien für einzelne Handlungsfelder

Kommen wir zu ausgewählten Handlungsfeldern der Digitalisierung, die Smart Country Strategien beinhalten sollten. Sie betreffen die Handlungsfelder Politik/Verwaltung, Mobilität sowie Alternde Gesellschaft. Außerdem wurden zwei Studien erarbeitet, die sich mit Open Data bzw. dem Einsatz von neuen digitalen Daten für Stadt- und Regionalentwicklung auseinandersetzen.

Diese Einzelstudien werden in kommenden Blogposts detaillierter vorgestellt.